Hallo! Zu der Zeit wo dieser Eintrag hier im Forum entstand hätte ich vermutlich auch noch mit einem entschiedenen "Nein!" geantwortet. Ich betreibe Sport nun schon mein ganzes Leben und explizit Muskelaufbau seit etwa 4 Jahren. Aufgrund meiner westlichen Erziehung galt bis dato das Dogma Kohlenhydrate = Leistung. Allerdings habe ich auch eine starke autodidaktisch Ausprägung und schaue gerne über den Tellerrand.
Mitte letzten Jahres sind uns daher folgende Studien in den Schoß gefallen:
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4271639/
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22835211
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4271640/
Besonders die erste Studie klang sehr vielversprechend. Also entstand der spontane Entschluß einfach mal LCHF auszuprobieren, was bis dahin kategorisch ausgeschlossen war. LCHF oder die anabole Diät galt als sehr hart, nur für einen kurzen Zeitraum durchführbar und leistungsmindernd.
Aber nach nun 8 Monaten sind wir mehr als begeistert. Mit einer reinen ketogenen Ernährung wachsen die Muskeln ohne dass man Fett ansetzt. Um einschätzen zu können ob sie wirkich schneller wachsen als mit HighCarb wollte ich noch ein paar Monate warten um ein paar mehr Datenpunkte zu sammeln. Aber bisher sieht es wirklich vielversprechend aus.
Warum funktioniert es wohl so gut?
Das häufigste Argument für Muskelaufbau mit Kohlenhydraten ist das "anabolste" Hormon Insulin. Schaut man jedoch tiefer in die Biochemie wird man feststellen, dass der Haupttreiber für die Proteinsynthese das BCAA Leucin ist. Um das in die Muskeln zu bekommen benötigt man nicht wirklich viel Insulin. Des Weiteren sind andere Hormone ebenfalls wichtiger als Insulin. Hormone werden aus Fetten synthetisiert und eine fettreiche Ernährung optimiert somit auch den Hormonhaushalt. Dazu kommt dass der Leucinspiegel im Blut in einer ketogenen Ernährung ebenfalls ansteigt. Insgesamt entsteht so ein schön anaboles Milieu für den Muskel.
Nie wieder Kohlenhydrate?
Theoretisch benötigen Normalsterbliche also für einen guten Muskelaufbau keine Kohlenhydrate und fahren mit LCHF somit sehr gut. Für Leistungssportler können gezielt zugeführte Kohlenhydrate jedoch von Vorteil sein. Die ATP-Gewinnung durch Glucose ist einen Tick schneller als die durch Ketonkörper. Will man einen Marathon in 2 Stunden laufen wird man um Kohlenhydrate daher nicht herumkommen. 3 Stunden sollten rein ketogen jedoch kein Problem darstellen.
Für den Kraftsport (Maximalkraft) ist eher der Kreatin-Phospor-Pfad ausschlaggebend, d.h. man hat durch die Absenz von Glukose hier ebenfalls keine Nachteile.
Bodybuilder die auf die Bühne wollen können auch weiterhin zu einem Wettkampf ihre Muskeln mit Wasser und Glukose durch Superkompansation aufpumpen.
Generell gilt für Leistungssportler eh das Motto "Train low, compete high!" D.h. Training und Aufbau bringt rein ketogen Vorteile. Für einen Wettkampf können Kohlenhydrate dann Sinn machen.
lg Lars